4. Wissenschaftliches Symposium zum Thema Impulskontrolle

27. September 2017

Impulskontrolle - Ursachen, Auswirkungen, Training - Zwei Tage wissenschaftliche Fachvorträge direkt aus der Forschung

„Impulskontrolle – dieser Begriff wird im Hundetraining mittlerweile fast schon inflationär benutzt. Das BHV-Symposium soll helfen, genau hin zu schauen: Was steckt eigentlich dahinter? Wie können wir Impulskontrolle beeinflussen? Welche Rolle spielt Impulskontrolle im sozialen Gefüge Mensch-Hund? Der AURA, der Ausbildungsrat des BHV, hat sich mit diesem Thema nach den Wünschen der BHV-Mitglieder gerichtet. Wir haben Referenten ausgewählt, die uns nicht nur die Hintergründe und Zusammenhänge im Kopf des Hundes erklären, sondern auch zeigen, warum bestimmte Trainingsmethoden erfolgreich sind. Wir sind sicher, dass wir hier ein für Tierärzte, Trainer und Hundehalter ein spannendes Thema auf wissenschaftlichem Niveau zusammengestellt haben.“

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Vortragsthemen und Referenten:

Impulskontrolle ist nicht gleich Impulskontrolle                                            
Referentin: Dr. Friederike Range
Messerli Forschungsinstitut, Veterinärmedizinische Universität Wien

Impulskontrolle, die Fähigkeit ein vorherrschendes, aber ineffektives Verhalten zu überwinden, ist bei vielen Arten untersucht worden und spielt eine Rolle in vielen verschiedenen Aspekten des Lebens. Aber Impulskontrolle ist ein komplexes Konstrukt und besteht aus vielen unterschiedlichen Prozessen – kann also nicht als eine einzige Fähigkeit beschrieben werden. In diesem Vortrag werden wir uns kritisch damit auseinandersetzen, was wir über Impulskontrolle im Allgemeinen und bei Hunden im Speziellen eigentlich wissen. Wie wir Impulskontrolle messen können (wenn überhaupt) und inwieweit die einzelnen Aspekte Problemlöseverhalten bzw. soziale Interaktionen beeinflussen.

Vererbtes Verhalten? – Wie Gene den Alltag unserer Hunde beeinflussen
Referent: Dr. Christoph Beitzinger
LABOKLIN GmbH & Co.KG, Bad Kissingen

Es kann sicher davon ausgegangen werden, dass die Genetik eines Tieres sein Verhalten beeinflusst. Genauso sicher ist jedoch, dass bisher nur wenige Verhaltensweisen klar auf eine genetische Grundlage zurück zu führen sind. Viele wissenschaftliche Projekte beschäftigen sich mit unterschiedlichen auffälligen Verhaltensweisen beim Hund und deren möglichen genetischen Ursachen. Dabei spielen vor allem Themen wie Aggressivität, Gehorsam, Arbeitswille sowie verschiedenen Verhaltensstörungen eine Rolle. Bekannte und vermutete genetische Ursachen für Verhaltensstörungen sollen hier in den Zusammenhang mit erlerntem oder anerzogenem Verhalten gesetzt werden, um Einblick in die Frage zu erlangen, welchen Anteil und Einfluss die Gene auf das Verhalten eines Hundes haben.

Lob versus Strafe - neue Wege in der Polizeihundeausbildung
Referent: Dr. Leopold Slotta-Bachmayer
Universität Salzburg, FB Ökologie und Evolution

Im Rahmen dieses Projekts sind wir der Frage nachgegangen, ob man Poilzeidiensthunde, denen im Einsatz einiges mehr als einem Familienhund abverlangt wird und die über ein entsprechendes Aggressionspotenzial verfügen müssen, ausschließlich mit positivem Lob ausbilden kann.
Untersucht wurden dazu neben den Leistungen, die die Hunde bringen, auch die Einstellungen der PolizeidiensthundeführerInnen zum Einsatz von Lob und Strafe und die Faktoren, die die Leistung eines Polizeidiensthundes beeinflussen. Außerdem wurde der Frage nachgegangen, inwieweit Polizeidiensthunde durch ihren Dienst übermäßig stark belastet sind. Letztendlich ist es nicht nur eine Frage der Methode und der Lerntheorie sondern auch der Ethik, ob man Schmerz als Ausbildungsmittel beim Training von Diensthunden zulässt, oder auch nicht.

Effekte der Domestizierung auf das Kooperationsverhalten von Hunden mit Artgenossen und Menschen
Referentin: Dr. Friederike Range
Messerli Forschungsinstitut, Veterinärmedizinische Universität Wien

Kein anderes Tier hat sich in unserem Zuhause so breit gemacht wie der domestizierte Hund: Hunde leben bei uns als Familienmitglieder und haben unersetzliche Rollen in unserem Leben als Assistenzhunde, Polizei- und Militärhunde oder Anfallswarnhunde. Die Domestikation des Hundes ist sicherlich eines der wichtigsten Elemente, das dieses ermöglicht hat. So wird angenommen, dass Hunde, im Gegensatz zum Wolf, einige sozial-kognitive und emotionale Fähigkeiten mit den Menschen teilen, u.a. eine reduzierte Aggressivität sowie eine erhöhte Kooperationsbereitschaft. Wölfe sind allerdings eigentlich sehr soziale Tiere, die stark auf die Kooperation mit anderen Rudeltieren angewiesen sind. Diese Kooperation mit Artgenossen könnte daher die Basis für die Hund-Mensch Kooperation darstellen. In diesem Vortrag werde ich die neusten Daten zur Kooperation mit Artgenossen und auch mit Menschen von Wölfen und Hunden präsentieren, die gleich aufgezogen wurden. Die Ergebnisse geben ein besseres Verständnis der Hund-Mensch Kooperation.

Why are we sometimes impatient: a neuroscientific perspective
Referent: Dr. Wouter van den Bos   –    Vortrag in englischer Sprache
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin

Although we all know that good things come to those who wait, waiting for something good can sometimes be very difficult. In my talk I will address how we study impatience in the laboratory and the latest insights from neuroscience. I will also focus on the developing brain and will show why the teenage brain may even be more inclined to be impatient than any other.

Von der Bindung zum Stressmanagement
Referentin: Iris Schöberl
Forschungsgruppe Mensch-Tier-Beziehung, Universität Wien

Durch einen fürsorglichen und feinfühligen Umgang mit unseren Hunden können wir eine sichere Bindung beim Hund fördern. Aus der Bindungstheorie ist bekannt, dass eine sichere Bindung im Zusammenhang mit einem guten Stressmanagement und guter Emotionsregulation steht. In dem Vortrag wird erklärt was Bindung ist und wie diese mit Stressmanagement zusammenhängt. Neue Erkenntnisse aus unserem Forschungsprojekt „Faktoren, die die Mensch-Hund-Beziehung beeinflussen“ werden präsentiert.

Epilepsie und Aggression beim Hund                                                 
Referent: Dr. Martin Deutschland
Neurologische Fachpraxis, Berlin

Dem Tierneurologen werden immer wieder Hunde vorgestellt, bei denen eine systemische oder intrakranielle Erkrankung als Ursache seiner Verhaltensauffälligkeiten ausgeschlossen werden sollen. Und es gibt viele Erkrankungen, die das Verhalten der Hunde verändern, z.B. der ausgeprägte Hydrozephalus oder postprandial durch einen Lebershunt. Es gibt allerdings auch eine Form anfallsartigen Aggression, die früher beim Cocker Spaniel ("Cocker Rage Syndrome") postuliert wurde und heute besonders bei den Miniature Bullterriern gefunden wird. Diese ist in gewissen Grenzen mit üblichen Antiepileptika zu behandeln und stellt eine Sonderform der Epilepsie dar.

Veranstaltungsort:     Seminaris Seehotel, Potsdam, An der Pirschheide 40, 14471 Potsdam
Kosten:                         BHV-Mitglieder:   110 €
                                      BHV-Fördermitglieder:   176 €
                                      Gäste:  220 €
Anmeldung:                Das Anmeldeformular kann hier heruntergeladen werden


Die Referenten:

RangePrivat Dozentin Dr. Friederike Range studierte Biologie an der Universität Bayreuth, Deutschland (1992-1998). Ihre Masterarbeit führte sie in Westafrika durch, wo sie das soziale Gefüge von erwachsenen weiblichen Rußmangaben (eine terrestrische Affenart) untersuchte. Diese Forschungen an den Affen erweitere Range für ihr Doktoratsstudium an der University of Pennsylvania, USA. 2004 kehrte sie nach Europa zurück und erforschte am Konrad-Lorenz-Institut in Grünau im Almtal das Lernverhalten von Raben. Danach trat sie ihre erste Postdoc-Stelle in Wien an, bei der sie das Sozialverhalten von Seidenaffen und Hunden untersuchte. 2007 gründete sie zusammen mit Ludwig Huber und Zsófia Virányi das Clever Dog Lab, 2008 dann mit Zsófia Virányi und Kurt Kotrschal das Wolf Science Center. Seit September 2011 ist sie als Universitätsassistentin und wissenschaftliche Leiterin des Clever Dog Labs am Messerli Forschungsinstitut an der Veterinärmedizinischen Universität Wien beschäftigt. Im Rahmen von einem ERC ‚Start’ Projektes und zwei FWF-Projekten erforscht sie seit 2008 die geistigen und emotionalen Grundlagen der Kooperation bei Caniden.

 

 

BeitzingerDr. rer. nat. Christoph Beitzinger, Promovierter Diplom-Biologe, Molekularbiologie
2003 - 2009: Abschluss des Studiengangs Diplom-Biologie an der Julius-Maximilian Universität Würzburg
2009 - 2012: Dissertation an der Julius-Maximilian Universität Würzburg im Bereich Biotechnologie
seit Juli 2012: Molekularbiologe bei der Laboklin GmbH & Co KG im Bereich Genetik
Ansprechpartner für Erbkrankheiten und Fellfarbe bei Hund und Katze
Aktuelle Projekte:
Als promovierter Molekularbiologe bin ich seit 2012 bei LABOKLIN in der Fachabteilung für Genetik tätig. Zu meinem Spezialgebiet der Erbkrankheiten und Fellfarben bei Hunden und Katzen berate ich täglich Tierärzte, Züchter und Tierbesitzer zu genetischen Befunden und fachlichen Fragestellungen rund um das Thema Genetik. In enger Kooperation mit Forschungseinrichtungen im In- und Ausland werden dabei auch neue Tests entwickelt und außergewöhnliche Fragestellungen wissenschaftlich diskutiert. Aktuell habe ich mit Frau Dr. Laukner an einem Buch zur Fellfarbvererbung beim Hund als Koautor mitgearbeitet, welches im Verlauf des Jahres erscheinen wird.

 

 

Slotta BachmayrDr. Leopold Slotta-Bachmayr hat an der Universität Salzburg Biologie mit Schwerpunkt Ökologie studiert. Seit 1995 ist er als freiwilliger Sanitäter, Hundeführer und Trainer beim Roten Kreuz Salzburg tätig und leitet die Sondereinheit Suchhunde. Als Hundeführer hat er mit seinen beiden Border Collies mehrere Einsätze im In- und Ausland absolviert. Weiters bildet er im Rahmen des Vereins „Humanis et Canis“ Tier/Mensch Therapieteams aus.
Seit 2001 untersucht Dr. Slotta-Bachmayr die physische und psychische Belastung von Rettungshunden im Einsatz. So hat er sowohl mit Kollegen aus Wien als auch mit KollegInnen aus München an der Belastung durch die Suche auf Lawinen, auf der Fläche und in Trümmer geforscht. Mit der österreichischen Polizei hat er an einem Projekt zur Geruchsausbreitung von menschlichen Überresten gearbeitet und 2016 die Ausbildung der Polizeidiensthunde in Österreich evaluiert.

 

 

 

 

Van den BosWouter van den Bos, PhD. Research Scientist, 2013 - ,Max Planck Institute for Human Development, Berlin, Germany. Post-doctoral fellow, 2011- 2013, Department of Psychology, Stanford University, USA
PhD (cum laude), 2011, Department of Psychology, Leiden University, Leiden, The Netherlands
MSc (cum laude), 2006, Cognitive Neuroscience, University of Amsterdam, Amsterdam, The Netherlands
MA, Logic and Cognition, 2004, Department of Philosophy, University of Amsterdam, Amsterdam, The Netherlands
Research Interests: Decision & Developmental Neuroscience
Reward based decision-making
Reinforcement Learning
Computational Modeling
Social Learning

 

 

SchberlMag. Iris Schöberl, Verhaltensbiologin, Hundeverhaltensberaterin, Dipl. Lebens- und Sozialberaterin,
Paar- und Familienberaterin, Systemischer NLP Coach, Ökids Beraterin i.A.u.S.www.beratungundtraining.at.
Iris Schöberl ist Verhaltensbiologin und machte ihre Doktroarbeit in der Forschungsgruppe Mensch-Tier-Beziehung, Universität Wien. Im Zentrum Ihrer wissenschaftlichen Arbeit stehen die Themen Stressmanagement und Mensch-Hund-Beziehung. In der Praxis arbeitet sie seit über 10 Jahren als selbstständige Hundeverhaltensberaterin/ Verhaltenstrainerin mit den Schwerpunkten Bindungs- und Beziehungsaufbau, Stressmanagement, Angst und Aggression.Iris Schöberl ist Mitbegründerin und Präsidentin der Vereinigung Österreichischer HundeverhaltensTrainerInnen und Prüfungskommissionsmitglied für den tierschutzqualifizierten Hundetrainer in Österreich. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Lebens- und Sozialberaterin, Familienberaterin und systemischen Coach, da der Hundehalter eine wesentliche Rolle in der Arbeit mit Mensch-Hund-Teams spielt.
Das Ziel ihrer Arbeit ist die Verbindung von Theorie und Praxis, sprich neue Erkenntnisse der Wissenschaft direkt in Form von Seminaren und Einzelstunden an HundehalterInnen und HundetrainerInnen zu vermitteln. Hierfür ist es natürlich besonders wichtig, am aktuellsten Stand der Wissenschaft zu sein und somit selbst regelmäßig Fortbildungen zu besuchen.

 

DeutschlandDr. Martin Deutschland, Veterinärmediziner und Tierneurologe. Tierarztzulassung seit 1994.Nach dem erfolgreichen Abschluss des Studiums der Veterinärmedizin an der Freien Universität Berlin habe ich zunächst Vertretungen in verschiedenen Kleintierpraxen in der gesamten Bundesrepublik Deutschland gemacht. Im Januar 1998 arbeitete ich zunächst in der Gemischtpraxis "All Creatures Veterinary Clinic" in March, Grossbritannien und dann ab Sommer 1999 bei Geoff Skerritt BVSc MIBiol CBIOL DipECVN FRCVS, RCVS & European Specialist in Neurology. Durch den hohen Anteil an Tieren mit neurologischen Erkrankungen wuchs mein Interesse an der Tierneurologie. In der Zeit meiner Babypause 2001 und während meiner Arbeit in der Praxis Lutz Arszol von 2003 bis 2004, hab ich dann konsequenterweise auch meine Dissertation mit dem Titel "MRT-gestützte morphometrische und anatomisch-histologische Untersuchungen der Chiari-Missbildung bei der brachyzephalen Hunderasse "Cavalier King Charles Spaniel" verfasst. 2006 habe ich dann promoviert. Seit September 2004 habe ich zunächst als Notfalltierarzt und als Resident (Europäische Neurologiegesellschaft-anerkannt) unter Leitung von Geoff Skerritt und Dr.med.vet Ulrike Michal Altay DipECVN MRCVS RCVS & European Specialist in Neurology bis Ende 2010 in Chestergates Referral Hospital gearbeitet. Seit April 2011 betreibe ich eine neurologische Überweisungspraxis in Berlin. Seit Juli 2016 darf ich den Titel "Fachtierarzt für Kleintiere" der Landestierärztekammer Berlin führen.

 

Weitere Informationen:
BHV e. V. (Berufsverband der Hundeerzieher/innen
und Verhaltensberater/innen e.V.)
Geschäftsstelle
Auf der Lind 3, 65529 Waldems-Esch
Fon: 06192-9581 136 
Fax: 06192-9581 138
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www.hundeschulen.de