Der Rückruf stellt Hundehalter*innen immer wieder vor verschiedene Herausforderungen,
besonders wenn die Hunde in der Geruchswelt von Kaninchen, Hase, Reh und Co. versunken sind. Häufig interessieren sie sich nicht einmal für die bereitgehaltenen supertollen Leckerlis und der Rückruf scheint nicht von den Ohren bis ins Hundegehirn vorgedrungen zu sein.
In diesem Webinar erläutert Referentin Sonja Schmitt, warum dies so ist und wie wir die Herausforderungen gemeinsam mit unseren jagdlich motivierten Hundekameraden bewältigen können. Sie stellt mehrere Trainingsansätze vor und geht schließlich mit viel Spaß und Elan an das „Rückruf-Abitur für jagdlich ambitionierte Hunde“.
Wie erreiche ich, dass mein Hund sich zuverlässig aus jeder Situation abrufen lässt?
Wir haben mit Sonja Schmitt über das Thema gesprochen.
Was soll ein Hund tun, nachdem er gerufen wurde?
Nach dem Rückruf soll der Hund sich unverzüglich umwenden und zügig zum Hundehaltenden zurückkommen und bei diesem solange verweilen, bis der Hundehaltende dem Hund ein anderes Signal gibt.
Welches Signal soll idealerweise verwendet werden? Wort, Pfiff?
Ein stimmlicher Rückruf hat den Vorteil, dass er jederzeit verfügbar ist (ausser die Stimme des Halters fällt z.B. wegen Heiserkeit aus oder klingt anders). Die Stimme vermittelt nicht nur das Signal, sondern auch die Stimmung des Halters und kündigt somit häufig auch noch andere Dinge an- z.B. bei aufgeregter Stimmlage – ein anderer Hund nähert sich oder Wild ist in der Nähe – oder auch die eher schlechte Stimmung des Halters, der evtl einen schlechten Tag hat oder sich über den Hund geärgert hat. Da auch jeder stimmliche Rückruf aller Menschen, die mit dem Hund zu tun haben, anders klingt, muss hier besonders darauf geachtet werden, dass jeder ausreichend mit dem Hund übt.
Die Pfeife hat den Vorteil, dass sie „immer gleich klingt“ (wenn man immer das gleiche Pfeifenmodell wählt), aber dennoch muss auch der Pfiff geübt werden, damit er immer gleich klingt und bei allen Menschen, die mit dem Hund zu tun haben, gleich klingt. Ihre Reichweite übertrifft in der Regel die der Stimme und auch eine Stimmungsübertragung ist eher unwahrscheinlich. Allerdings muss der Halter sie immer mit sich führen.
Muss ich meinem Hund jedes Mal eine Belohnung geben, wenn er gekommen ist?
Ja! Jedes Verhalten, das sich für den Hund nicht mehr lohnt, schwächt sich ab – es muss nicht immer eine Futterbelohnung sein – häufig sind gerade beim Rückruf für den Hund andere Belohnungsvarianten sehr viel attraktiver, z.B. die Möglichkeit, dann eine Spur auszuarbeiten – einem Ball hinterherzujagen – ein Spiel mit dem Halter zu spielen und, und.....
Welche Herausforderungen siehst du beim Rückruf-Training?
Der Rückruf ist die „Königsdisziplin“ des Hundetrainings oder auch das „Staatsexamen“ – und dementsprechend ist da viel Energie und Übung reinzustecken. Dabei ist darauf zu achten, dass es für den Hund immer interessant bleibt, denn die Umwelt bietet so viele spannende Dinge für einen Hund, von denen wir ihn mit dem Rückruf ja immer wieder „rausholen“. Und genau die spannenden Dinge, von denen wir den Hund zurückrufen, üben wir häufig nicht ausreichend – wie den Rückruf aus der Hundegruppe. Ebenso sind hier häufig die Belohnungen für den Hund nicht ausreichend attraktiv. Ausserdem ist ausgerechnet das Rückruftraining häufig nicht kleinschrittig genug und mit ausreichender Generalisation trainiert.
Was, wenn mein Hund nicht kommt?
Das Wichtigste: Wenn er dann doch irgendwann kommt- auf gar keinen Fall mit dem Hund schimpfen, denn das verknüpft der Hund mit dem Zurückkommen. Maximal noch einmal versuchen, den Rückruf anzuwenden, wenn das auch nicht funktioniert, versuchen, den Hund irgendwie auf sich aufmerksam zu machen. Und dann- nach Hause gehen, tief Luft holen und diese Situation mit auf die Übungsliste nehmen!
Bei diesem Webinar handelt es sich um ein Gemeinschafts-Webinar zwischen dem BHV (Berufsverband der Hundeerzieher/innen und Verhaltensberater/innen e. V.) und dog-ibox.